…In seinem Programm zelebriert der Fürther das Fabulieren, das Auswalzen von bisweilen irrsinnigen Geschichten mit verrückten Ideen, mit immer noch skurrileren Wendungen und maßlosen Übertreibungen. Griesgrämig bis wütend, derb im Ausdruck und gerne im Ordinären wühlend, gibt er auf der Bühne in deftigem Fränkisch den polternden Proleten – was bei einem Teil des Publikums tiefste Lachfalten, bei manchen Zuschauern aber auch Stirnrunzeln verursachte. Ein Auftritt, der zweifelsohne polarisierte… (Fränkische Nachrichten)
Arnulf Rating macht in seinem aktuellen Programm den Stresstest Deutschland. Bei den Menschen, die in Europa am besten aus der Krise gekommen sind. Viele hier sind intelligent und fleißig. Es ist das Land, wo Arbeit alles ist. Sie bestimmt den Wert des Menschen. Die Arbeit wird nicht weniger. Aber sie wird weniger wert. Also auch der Mensch? Und: ist das der Grund, warum immer weniger Menschen in diesem Land geboren werden?
Der Stresstest liefert Bemerkenswertes aus einem Land, wo die Aufzucht von Schweinen mehr abwirft als die Aufzucht von Kindern. Einheit, Finanzmarktkrise, Eurokrise -‐ Die Deutschen haben in der jüngsten Geschichte viel geschafft. Schaffen sie sich jetzt ab?
Wird es dann keine Deutsche Weihnacht mehr geben? Dieses Fest, wo wir so innig wie sonst nirgends auf der Welt die Geburt eines unehelichen, jüdischen Palästinenserkindes feiern, das einst in prekären Wohnverhältnissen im Stall von Bethlehem von einem Kopftuchmädchen geboren wurde?
Rating liefert, was Politiker und Experten bei uns schon lange fordern: eine andere Einschätzung als die drei großen Rating-‐Agenturen Standard & Poors, Moody’s und Fitch.
Foto: Linn Marx
Friedemann Weise ist das Leitmedium der deutschen satiropopszene, die er eigenmächtig erfunden hat.
Meist täuscht er einen normalen Singer/Songwriter-Auftritt an, um dann zur Freude seiner Zuhörer in hochkomische Geschichten abzutauchen. Seine eigene Lebensgeschichte als thirty-something- Lebenskünstler dient ihm als Ausgangspunkt für schnoddrige Aus- lassungen über Gesellschaftszustände, das Leben allgemein und immer wieder Frauen im speziellen. Sein respektloser Stil macht auch vor sich selbst nicht Halt und deshalb fliegen ihm die Herzen seiner ZuschauerInnen zu, als wären sie ein warmer Sommerregen.
Foto: Manfred Wegener
Parkster ist ein junger in Würde ergrauter vom Rock´nRoll jung gehaltener Mann Anfang 30, der gebürtig aus der Südwestpfalz kommt, aber seit 2004 in Nürnberg lebt und arbeitet. Ist aber nicht schlimm, Nürnberg ist nämlich eine tolle Stadt.
Er ist einer von denen, die nach dem Abi “irgendwas mit Menschen” machen wollten und bei “irgendwas mit Computern” hängen geblieben ist. Das findet er aber ok. Nur manchmal etwas schade, weil Menschen halt doch irgendwie toller sind als Computer.
Ganz häufig schade findet er, dass er nicht “irgendwas mit Musik” gemacht hat, denn trotz zeitweiligem Unterricht am Tasteninstrument, am Schlagzeug und an der Gitarre, ist er auf diesem Gebiet ein Stück hinter den eigenen Ansprüchen und weit hinter den eigenen Träumen. Dafür sucht er nun Festivals und Konzerte heim, als gäb´s kein morgen!
Parkster schreibt Geschichten und Gedichte. Anfangs nur für sich, dann gelegentlich für ein paar Freunde, dann für dieses Internet von dem man soviel hört und schließlich für die Bühne. Für Poetry Slams und Lesebühnen, für jeden dem es Spaß macht.
Seit Oktober 2007 sucht er nun Bühnen (vermehrt) im fränkischen Raum auf. Es hat ihn aber auch schon nach Detmold, Münster, Soest, Ellwangen, Ahlen, Ludwigsburg, Baden-Baden, Kiel, Hamburg, Flensburg, Berlin, Kusel, Zweibrücken, Regensburg, Erfurt, München, Düsseldorf, Zürich, Dessau, Magdeburg, Halle, Köln, Sigmaringen, Dortmund, Salzburg und Ulm verschlagen.
Gymmick wird heute nicht singen.Stattdessen präsentiert er seine teilweise lustigen Bilder.
Dazu wird er irgendein Gerät an eine Art Projektor anschließen müssen. Zur Not bringt Gymmick ein Stücklein Kreide mit und zeichnet live auf Matthias Egersdörfers behaarten Rücken den Grünwaldder Altar detailgetreu nach. Nach der Vorstellung geht Gymmick nach Hause und singt wieder.
Zeit ist's geworden gewesen, meine Herrschaften, und zwar höchste Herrschaftszeit. Trotz des Frühlings, der sich anscheinend endlich bequemt, zu beginnen, und trotz Fußball-Champions League mit Dortmund und dem geheimnisvollen Malaga-Agenten.
Hurtig und frohlockend ging's auf zur Egersdörfer'schen Comedy Lounge in dem KOMM drinnen, und die Getreuen des Meisters strömten herbei von nah und fern, um zu hören und zu sehen. Überfüllt war der Saal nicht, aber diejenigen, die vom Meister höchstselbst zum Auftakt inspiziert und kreuzverhört wurden, erwiesen sich als kampferprobt und hart gesotten.
Die Frau mit den Übergangsstiefeln war da, auf sie ist Verlass. Oder gehört sie mittlerweile schon zum festen Ensemble? Bekommt sie am Ende ein Honorar? Nicht dass hier noch Gerüchte aufkommen, von wegen Übergangsstiefel-Fetischismus oder so … eine andere Dame aus dem Publikum fragte gerade heraus, ob sich Herr Egersdörfer denn nicht an sie erinnere, da sie doch jedes Mal anwesend sei. Der Meister tat so, als wäre er überrascht und verneinte. Sehr verdächtig!
Und der Mann mit der dunkel-weißen Föhnfrisur fand, dass die Halle beim Meister Robrock mehr „Flair“ gehabt hätte – was auch immer das sei. Vielleicht meinte er damit, dass es dort durchs Dach tropft, was aber doch sicherlich zu Komplikationen mit seiner Föhnfrisur geführt hätte, die derartig elektrostatisch aufgeladen war, dass wiederum Egersdörfer auf die haptische Erkundung verzichtete, um nicht schon gleich am Anfang der Show zu Boden zu gehen. Die Redakteurin eines Metropol-Bums-Heftchens kam demonstrativ zu spät – wir werden nachlesen, was sie noch mitgekriegt hat -, während der Filmvorführer des KOMM-Kinos, Klaus Hammerlindl, rechtzeitig erschien – in der Comedy Lounge. Dass nebenan trotzdem ein Film lief, kann ich nur hoffen …
Oben auf dem Deck des Vergnügungsdampfers, da waren neben der Stammbesatzung drei Künstler zu Gast in Nürnberg: Arnulf Rating, Friedemann Weise und Peter Parkster. Drei im Weckla, sozusagen, wenn sie nicht aus Berlin, aus Köln bzw. aus einem Landstrich, der sich „Südpfalz“ schimpft, kommen oder stammen oder irgendwie täten.
Egersdörfers Ansage ließ zunächst keine Zweifel offen: junge Kollegen sind scheiße. Treten nur noch für facebook auf. Ausnahme: A. Rating. Ein alter Kenner des KOMM sei der, so E., und seit den 1970ern prangere er an die schlimme-schlimme Realität im Lande. Der Backstage-Bereich des KOMM habe ihn, A.R., positiv überrascht, da dieser nicht mehr mit den Ratten geteilt werden müsse. Frisurmäßig sei Rating ihm, dem Meister, um Jahrzehnte voraus, so der flaumüberzogene Egersd. Schnell habe er reden müssen, der Rating, ehe die Polizei eintraf, da er oft in besetzten Häusern aufgetreten sei, in der alten BRD seligen Angedenkens, damals auch noch als Mitglied der sogen. „Drei Tornados“.
Viel Lob – wenig Ehr, so möchte ich jedoch zusammen fassen, was der Egersdörfer'schen Einführungsrede folgte.
Denn da war kein interessantes Thema dabei, in Ratings Redeschwall, keine neue Idee. Im Gegenteil: Rating erschöpfte sich darin, aus seinem Köfferchen packenweise BILD-Zeitungen hervorzuziehen, und dieselben hochhaltend deren Schlagzeilen zu bespötteln. Eine Erkenntnis jedoch sollte sich im 21sten Jahrhundert endgültig herumgesprochen haben: Weil dumm, ist BILD im Grunde immer lustig – wenn man sie nur in den richtigen Kontext stellt. Realsatire nennt man das nämlich, und die macht sich selber.
Ein Papst tritt zurück? – Kommentar Rating: „Kirche oben ohne.“ Das Arbeitsamt vermittelt Huren – Kommentar Rating: „Oma Hilde geht mit dem Rollator anschaffen.“ In jeder bundesdeutschen Eckkneipe kann man das haben, allabendlich, millionenfach und zu allem Überfluss in der Regel witziger.
War das Polit-Kabarett? Nein sage ich: das war hilfloses Konsensgeschwafel, kein Körnchen mehr als flaches Zwangsgewitzel. Papst, Sarrazin, ZDF-Schauer, Wulffs. Eine abgestrobenere Themenödnis ist kaum denkbar. Dazu rhetorisch ein alles andere als akzeptables Gestammel, zirka 17.431 mal angereichert mit einem unbeholfenen „nicht wahr?“, das keinem einzigen erkalteten Halbwitz neues Leben einzuhauchen vermochte.
Zielrichtung: unbekannt. Denn bis zum Schluss blieb unklar, für was oder wen Rating eigentlich ist (außer für sich selbst natürlich). Die BILD braucht er, da er ihren Zynismus wiederkäuen muss, um sich selbst zu ernähren. Gäbe es kein Fernsehen, dann wären seine Auftritte nach zwei bis drei Minuten mangels Inhalt beendet. Ob er nun gut findet, dass deutsche Frauen mehr Kinder bekommen oder umgekehrt besser nicht, weil es ja sowieso notorische „Schwaben“ am „Prenzlauer Berg“ (gähn!!) würden; ob er Weihnachten vor seinen christlichen Inhalten retten möchte oder umgekehrt; ob er den alten, den neuen oder gar keinen Papst bevorzugt, Euro oder D-Mark, Zypern oder Zyste, Arbeit oder Rente – man erfährt es nicht. Und will es nicht einmal erfahren. Schnee von gestern serviert Rating einem Publikum, das demonstrativ reserviert bleibt.
Woraus ich schließe, dass an diesem Abend der harte Kern des Komik-Connaisseurswesens anwesend ist, eine verschworene Gemeinschaft intellektuell-witztechnisch tatsächlich auf extrem hohen Niveau operierender, gebildeter, hartgesottener und erprobter Zuschauer, die sich nicht von ein paar lieblos hingerotzten Politblödeleien ins Boxhorn der Betroffenheit jagen lassen.
Eigenlob stinkt.
Egersdörfer wäre nicht Egersdörfer, wenn er nicht im Anschluss umgehend den Hammer ausgepackt hätte. Als guter Gastgeber weckte er das Volk wieder auf, jagte es zur höchsten Ekstase, indem er eine kaum fassbare Schimpfkanonade auf niemanden anderen als Immanuel Kant losließ und dessen Hauptwerk, die „Kritik der reinen Vernunft“. Ein Titel, den der Gastgeber etwas unbeholfen vom Blatt buchstabieren muss, aber freilich, ein elendes Männlein sei dieser Kant gewesen, so Matthias E., ein widerlicher Pünktlichkeitsfetischist, ein windiger Wichser.
Er selbst, führt Egersdörfer weiter aus, scheiße auf die blutleere Kritik des Königsberger Wichtes, vielmehr empfehle er dem Kant a posteriori, sich ein Teeblatt unter die Vorhaut zu klemmen und ansonsten „jungen Männern“ wie dem Meister selbst Platz zu machen, die in vollem Saft und voller Kraft stünden, mit drei behaarten Eiern in der Hose und literweise Samenflüssigkeit, die sie Tag und Nacht verspritzten.
Mein knappes Fazit: der Hammer hängt immer noch – Egersdörfer zeigte uns klar, wie und wo.
Ein kleines bisschen tragisch scheiterte dann im Folgenden Peter Parkster, ein sympathischer Poetry Slammer und Poetry Slam-Champion, der leider offenbar mit seinen beiden Themen auf's falsche Publikum traf. Zunächst ging es um das älteste Poetry-Slam-Thema der Welt: der junge Mann auf der verzweifelten Suche nach Sexualverkehr. Parkster spult die ganze Palette der Stereotypen des Internet-Zeitalters ab: soziale Netzwerke, digitale Sexbörsen, facebook (darf anscheinend in keinem Beitrag mehr nicht erwähnt werden), speed dating, lustige Usernamen („LongDongSilver25cm“ oder so ähnlich). Leider vergebene Liebesmüh vor einem Publikum, das zur großen Mehrheit über 35 Jahre alt ist und sich längst paarweise zusammen gerauft hat.
Auch Parksters zweite Nummer ritt einen Gaul, der in der Comedy Lounge (und im Rest der kultivierten Welt) längst zu Tode gepeitscht wurde: abgenudeltes Vegetarier-Bashing. Tofu-Pointen, Schnitzel-Träume, Brokkoli-Amok – das mag vor einem Deutsch-Leistungskurs funktionieren, aber „Fruchtfleisch ist auch keine Lösung“ erschien bereits 2011, und das ist nur die deutschsprachige Spitze des – Verzeihung! - Eisbergsalats. Parkster hat Talent, ganz klar, aber er wird noch einiges Stehvermögen gebrauchen können. Darüber hinaus dürften ein paar originelle Einfälle seiner Karriere auch nicht wirklich schaden.
Nachgerade sentimental wurde der Gastgeber, als er erneut das Wort an sich riss und den nächsten Gast ankündigte. Gymmick. Ein Tausendsassa: „Humorist, Kartoonist, Liedermacher, Sänger, Schauspieler, Moderator“. Und last but not least aus unvordenklicher Zeit noch mit Meister Egersdörfer verbunden, als weiland beide in Strumpfhosen durch die Nürnberger Altstadt hüpften, Ritter und mittelalterliche Handwerker mimend, denn sie waren jung, scharf und brauchten das Geld.
Gymmick zeigte diesmal eine Auswahl seiner Kartoons und beeindruckte wie immer mit der erdenklichsten Gnadenlosigkeit, welcher gehorchend er partout keinen Kalauer auslässt. Kein Scherz ist zu flach, als dass er nicht probierte, ob nicht doch jemand darüber stolpere, und das Publikum dankt es ihm. Die Wortwitze aus dem Tiergarten eignen sich vielleicht weniger für die Bühne, aber insgesamt ist die Darbietung professionell und routiniert, obwohl Gymmick steif und fest behauptet, seine Bildwitzkunst zum ersten Mal überhaupt live auf einer Bühne vorzuführen. Entsteht hier ein neues Format – das illustrierte Silbenrätsel mit Moderator? Wir meinen jedenfalls: weiter so!
Dann ist Pause und am Ende der Pause auch schon wieder Schluss mit Pause, denn dann schlägt der Gong zwei Mal, und eine EC-Karte, welche eine durstige Seele fand und abgab, erlebt den großen Auftritt ihres Daseins. Kaum erklärt Meister Egersdörfer, er habe am nächsten Tag frei und nichts zu tun als sowieso in Fürth zu wohnen, so dass er mit dem Plastikteil ganz fett bei IKEA einkaufen gehen werde, da meldet sich ein Herr und verkündet, diese Karte verloren zu haben. Einer dieser Großkapitalisten offensichtlich, die ihr Vermögen am Deutschen Steuerzahler vorbei in absurd abgelegenen Offshore-Verstecken bunkern wie der Kreissparkasse in Höchstadt an der Aisch. Nun – auch diese Zumutung geht vorüber und die Bahn wird frei für den Praktikanten, der schon den ganzen Abend neben der Bühne faul im Sofa lümmelte und sein langes wallendes Haar herausfordernd dem Gastgeber entgegen wallen ließ.
P.B. Moll – gebürtig links der Pegnitz, Jean-Paul Belmondo der Held seiner Jugend. Dieser Selbstcharakterisierung noch ein Jota hinzuzufügen wäre mehr als überflüssig, supraflüssig gar. Moll klagt bekanntlich schon seit längerem über Marien-Erscheinungen, die er als larmoyanter Protestant scham- wie skrupellos für sich oktroyiert, und kritzelte in der Folge zwanghaft Haikus, als trüge der Japaner als solcher irgendeine Konnotation mit blutenden Wundmalen bzw. Aftern in sich.
Doch, so scheint's, nun läutete der Herrgott zum Urlaub Mariens, auf dass ein Zausel es übernahm, den Moll gehörig und zurecht zu plagen. Das Ergebnis: unzählige Theaterstücke, Dramolette, Drehbücher und Bühnentraktate. Eines krypto-lieblicher als das andere, und selten erlebte der Berichterstatter, dass effizienter mit schweigenden Großdarstellern gearbeitet wurde, als in den Wunderwerken der Biergartentragödie, die Philipp Balthasar gleichwie mühelos über den schwarzen Wassern des Unergründlichen schwebend aus dem Mündlein speichelt. Entweder versteckt sich hier ganz irdisch ein dreiviertel Universum an kranken Ideen, die nie zur Welt kamen, oder die Literatur hat endlich ihr Perpetuum Mobile zweiter Art hervorgebracht, in der runden Form dieses Südstadtbohemien. Bravo!
Längst ist das vorübergehend sedierte Publikum wieder auferweckt, brummen Massen schwelgend in Heiterkeit und Frohsinn, wo noch vor kurzem „Skelette in der letzten Reihe mit dem Unterkiefer klapperten“ (Zitat Egersdörfer). Und schon naht einer der klaren Höhepunkte des Abends: der Auftritt des Friedmann Weise. Ein außergewöhnlicher Kerl, mit einer ganz charmanten Andersartigkeit, die in der Luft um ihn herumflirrt wie der Duft eines billigen Parfüms. Er tänzelt nervös über die Mikrofonkabel, redet endlos über seine Lieder, ehe er auch nur einen einzigen Akkord anschlägt, beinahe wie ein rheinischer Fredl Fesl. Er springt erratisch von einem Thema zum nächsten und zurück, wirft Gedankenellipsen um sich, wirkt wie einer, der rotzstockbetrunken ist und versucht, nüchtern zu erscheinen, zieht aber jedenfalls sein Programm unbedingt und absolut fehlerfrei ab. Das Hauptthema des rotbärtigen Männleins? Richtig geraten: Frauen.
Ich wiederhole mich nur ungern, aber alle Bescheidenheit ablegend möchte ich daran erinnern, dass ich schon seit Jahren betone, wie stolz ich auf mich selbst bin. Wenn es nämlich stimmt, dass Männer 90% ihrer Hirnleistung daran vergeuden, an Sex zu denken, dann bin ich umso beeindruckter davon, was ich mit dem freien Zehntel noch alles zustande kriege (vgl. TITANIC 6/2010).
Ebengleiches gilt für Herrn Weise: Reinhard Mey auf einem sagenhaften Sylt II, der finale Abschluss der Gentrifizierung, Coconuts als Tittencode, dazu Dieter Bohlens Fresse – hier hat einer Geschick bei der Themenwahl, hier passt endlich auch die Form zum Inhalt, hier kann einer, was er tut, anstatt so zu tun, als ob er etwas können täte. Man kann Friedemann Weise, dem „Leitmedium der Satiro-Pop-Szene“, nichts Besseres wünschen, als dass er noch ganz oft verlassen werden möge, früh um 6 Uhr per SMS. Dieser Mann versteht es, aus „120% Wut, Hass, Angst und Zorn“ ein Duftbad aus Reimen zu bereiten.
Meine Hochachtung jedenfalls ist Frdm. Weise sicher! Und apropos: wo sich diesmal die bezaubernde Carmen versteckte, erfuhren wir nicht. Einen gespielten Witz gibt es dann hoffentlich wieder beim nächsten Mal.
Fuck! Und überhaupt! Super war's! Bunt, lustig und unberechenbar – genau das, was wir uns von der Egersdörfer'schen Schwankrevue erhofft hatten und darüber hinaus. Auf den 14. Mai freuen wir uns daher, wenn der Ruf des Meisters erneut erschallt und uns locket ins KOMM nach Nürnberg.